Donnerstag, 27. Februar 2014

Konzerte: "Redeflussfahrt" auf der Amisia - 22. Februar 2014 (inkl. AMANDA CRUZ)

Poetry-Slams haben sich in Meppen ja mittlerweile schon ziemlich etabliert. Wenn ich mich richtig erinnere ging's im Herbst 2011 los, da fand ein Slam in den Räumen von "Dausin & Hartmann" statt. Danach zogen dann die "Kleinstadtkinder" (www.kleinstadtkinder.de) mit den Redefluss-Slams am Püntker's Patt nach, was sich mit ganz beachtlichen Zuschauerzahlen auch zu einem echten Geheimtipp entwickelte. Und wo man schon mal am Wasser war, wurde am 22. Februar direkt der nächste logische Schritt gemacht: Es ging auf's Schiff, genauer gesagt gab es eine "Redeflussfahrt" auf der "Amisia", wieder organisiert von den "Kleinstadtkindern"!

Während die Slams am Püntker's Patt ja quasi "Umsonst & Draußen" waren, musste man diesmal im Vorfeld Karten kaufen, da es ja nicht ganz billig ist mit so einem Schiff durch die Gegend zu tuckern. Dementsprechend fand ich's schon ganz interessant zu sehen, ob das Ganze denn auch "mit Unkostenbeitrag" noch so ohne weiteres angenommen wird. Denn wenn sonst alle Leute in Minus-Rockcity-Meppen gerne "Hurra" schreien, wenn's was umsonst gibt und sie wieder was für lau in den Allerwertesten geblasen bekommen, so groß ist erfahrungsgemäß leider meistens das Gezeter, wenn sich jemand erdreistet Eintritt für etwas zu nehmen. Und dann womöglich noch für eine kulturelle Veranstaltung, unmöglich sowas, wie soll man denn da genügend Knete übrig behalten um den allabendlichen Standard-Vollrausch zu finanzieren...

Da unten steht's: Das Mikro, das an diesem Abend die Welt bedeutete! ^^
Aber nein, diesmal lief alles anders. Der Vorverkauf lief im Dezember an und die Tickets waren sozusagen ratzfatz ausverkauft. So ratzfatz, dass ich fast selbst gar nicht mehr mit an Bord gekommen wäre, haha... Gerade noch mal gut gegangen, ich konnte als Emsland-Schettino auf den allerletzten Drücker doch noch anheuern. An Publikum waren an Bord demnach ca. 100 Gäste plus Crew versammelt - voller Erfolg und eine bunte Mischung: von alt bis jung, vom gutsituierten pensionierten Oberstudienrat über stylishe Oberstufen-Nerdbrillenträger bis zu unrasierten Klugscheißen wie mir und allem was es so dazwischen gibt...

Zum Ablauf: Die "Amisia" hat ja sozusagen zwei "Stockwerke" (ohne Keller) - im unteren Raum wurde "geslammt", während oben die Band auftrat, die in den Pausen zwischen den einzelnen Slam-Durchgängen für Unterhaltung sorgte. Ach ja, und die Theke war auch oben, dementsprechend hielt ich mich da öfter mal auf. Wegen der Theke, nicht wegen der Band. Das waren AMANDA CRUZ (www.amandacruz.de) aus Düsseldorf - haben okay abgeliefert, aber natürlich nicht so ganz meine Musik. Laut Eigenbeschreibung "Rock'n'Pop", dementsprechend die passende Kapelle für so ein gemischtes Publikum. Song 2 war gleich mal eiskalt bei WEEZER's "Say it ain't so" abgekupfert (aber wer bei WEEZER klaut kann ja nicht viel falsch machen, beste Band). Song 3 hörte sich 'n bisschen an wie dieser eine von SAMBA, dessen Titel ich grad vergessen hab... Meine entzückende Begleitung fühlte sich an Michelle Branch erinnert, Frauengesang und so. Ihr wisst also in welche Richtung es ging. Macht ja auch keinen Sinn, wenn da eine von meinen Krawallcombos spielen würde, haha ... hier dann übrigens mal der "Say it ain't so" Rip-Off:


Social-Life-Exkurs: Man sieht da an Bord Leute die man als "entfernt Bekannte" einstuft, sagt freundlich "Hallo" ... bekommt aber keine Antwort und wird im weiteren Verlauf des Abends desöfteren mal seltsam von der Seite angeglotzt. Hach Meppener, zieht doch einfach mal euren Kopf aus dem eigenen Arsch - es tut keinem weh wenn man mal freundlich grüßt! Und als sozial inkompetente Landeier braucht ihr auch niemandem irgendeine fälschlicherweise selbst eingeschätzte "Coolness" beweisen. Manchmal glaub ich hier ist echt was im Wasser, durch das die Leute so verkorkst sind, haha... Schlimmer sind nur die Harener Schipper, die reagieren nicht mal wenn man sie in ihrem eigenen Idiom anspricht. Aber vielleicht sind alle auch nur schwerhörig, so wie ich... ;)

Zurück zum Abendgeschehen: Als Moderator führte ein gut gelaunter Peterle vom Jugendzentrum durch's Geschehen - bester Mann! :) Ärgerlich war ein bisschen, dass ein angemeldeter Slammer gar nicht aufgetaucht war (ganz schlechter Stil!!!) und zwei sehr kurzfristig aus Krankheitsgründen (höhere Gewalt, zum Glück keine Seekrankheit, wie man hörte) abgesagt hatten. Dadurch war das Teilnehmerfeld direkt von vornherein schon etwas ausgedünnt, aber nun ... war leider nix mehr dran zu ändern.

In mehreren Runden ging es dann für die Slammer um den "Sieg" - wobei das natürlich auch eher relativ ist, ich hab eigentlich noch nie erlebt, dass bei solchen Veranstaltungen echte Rivalität herrscht. Es gab wieder Texte verschiedenster Couleur und auch verschiedene Vortragsarten (ich hab z. B. zum ersten Mal gesehen, dass zwei Leute das im Duett gemacht haben - aber ich bin auch kein Experte ^^). Da Poetry-Slams ja eher einen gewissen "Amateur-Charme" haben, wird's auch gerne mal ordinär... ficken, Arschloch und all so schöne Sachen darf man da ruhig mal laut sagen, ohne vom lokalen Schriftstellerverband gerügt zu werden, hehe...

Die Qualität wechselte natürlich von Teilnehmer zu Teilnehmer, wobei jetzt keine Totalausfälle zu beklagen waren. Ich geh mal absichtlich nicht konkret auf einzelne Vorträge ein, dazu hättet ihr euch den Kram selbst ansehen/anhören müssen... Und letztendlich ist es ja auch Geschmackssache. Ein/e Teilnehmer/in brachte aber z. B. das Kunststück zustande, sich eine gute Ausgangssituation (dank eines starken ersten Textes) durch eine ziemliche Gurke im zweiten Durchgang zu zerballern. Tja, so ist das manchmal bei Poetry-Slams ... viel Gutes, vor allen Dingen viele Denkanstöße - aber am Ende halt auch nicht alles Gold was glänzt. Ist für mich aber auch vollkommen okay, gerade das macht ja den Reiz solcher Veranstaltungen aus. Selbst dieser neulich im Internet schwer gehypte Text von Julia Engelmann könnte ja auch fast als Songtext von den BÖHSEN ONKELZ durchgehen, wenn man ihn ein bisschen ausdünnt, haha... ;)

Amisia-Erdgeschoss: Alle Plätze besetzt, gute Stimmung, alles bestens!
Kommen wir mal wieder zur Musik: Da es langsam an die Endabstimmung ging waren AMANDA CRUZ wieder am Zug und wurden gegen Ende immer kalaueriger - man merkte schon, dass in D'dorf bald Karneval ist (es wurde ca. 2 Millionen mal auf die Homepage hingewiesen, der Exil-Meppener am Schlagzeug wurde als "Mann an der Schießbude" vorgestellt, die ganzen Top-40-Band-Klopperansagen, man man man...). Basisdemokratisch wählte das Publikum per Punktesystem zwischenzeitlich die Gewinner, das waren Lotte auf Platz 1 und Carina auf Platz 2 - beide aus der Grafschaft übrigens, der Landkreis war diesmal auffallend stark vertreten bei den Slammern... Nachdem die Preise kurzzeitig verschwunden waren aber wieder auftauchten, konnte dann gegen 23 Uhr die Siegerehrung vorgenommen werden - pünktlich als die "Amisia" auch wieder am Anleger an der Emsbrücke in Meppen eintraf!

Insgesamt wieder eine schöne Veranstaltung mit perfekter und charmanter Organisation! Rein jahreszeitbedingt bekam man allerdings recht wenig von der Fahrt an sich mit, da es draußen natürlich schon dunkel war. Und die neue "Amisia" ist echt so leise, dass ich die ersten 5 Minuten gar nicht gemerkt hatte, dass wir schon losgefahren waren! Von so diversen Norderney-Überfahrten ist man da ja eher einen kernigen "Frisia-Sound" gewohnt, haha... Vermutlich haben wir hinter der Schleuse Hüntel auch 5 Pirouetten gedreht, nix von mitgekriegt... Die Bierzapfgeschwindigkeit war auch leicht bis stark optimierungsfähig, aber das soll das positive Gesamturteil nicht schmälern. Kümmerling trinken hinten auf'm Oberdeck lief nämlich auch ganz gut... ;)

Nach Betrachtung des unteren Veranstaltungsraums muss ich sagen, dass der Kahn sicherlich auch gut geeignet wäre für ein cooles Konzert: PA und Backline rein, Stühle raus, nächster Halt emsländischer Halbkreis, haha! Ich denke da gerne an die "Funkraum Butterfahrt" vor ein paar Jahren zurück, auf der alten "Amisia". Das war damals im Sommer, da war es schon fast zu warm, aber trotzdem sehr geil! Auf der neuen "Amisia" ist es nach meinem Empfinden aber geräumiger. Und vor allen Dingen sind die Decken so hoch, das ich mir da nicht permanent den Kopf stoße, haha... Einziges Manko an der neuen "Amisia" ist eigentlich nur, dass sie mit Comic Sans beschriftet ist, brrr... hätten die mich das Schiff damals mal anmalen lassen!

Wie dem auch sei: Ich hoffe auf dem Kutter steigt irgendwann mal wieder was! Sei es nun Konzert oder noch ein Poetry Slam - das Ambiente ist schon was ganz besonderes. Der nächste "Redefluss" Poetry-Slam ist allerdings erstmal wieder am Püntker's Patt angesetzt, aber da ist es ja auch schön, das ist ja hinlänglich bekannt. Am 26.7. geht's da wieder rund, Datum vormerken!

Was sonst noch so anliegt die nächsten Wochen/Monate hab ich hier noch mal aufgelistet. Da sind ein paar Kracher dazugekommen, ich denke man sieht sich irgendwo am Tresen und/oder vor der Bühne:
  • 01.03.14: Punkpalast Vol. 2 (Against Randy, Weltraum Power, Montreal) - Rockpalast
  • 08.03.14: "Akkord-Karate" mit Twee-Star, Distance Remains, Salfort - JuZ "Jam"
  • 21.03.14: Acoustic Session mit Sofa Rock, Two And A Half Guitar, Tommy und Markus - JuZ "Jam"
  • 29.03.14: Drones, Shine Bright, TMH - JuZ "Jam"
  • 10.04.14: Mahlstrom & Careless - JuZ "Jam"
  • 25.04.14: Die Bullen, Fresse + TBA - JuZ "Jam"
  • 09.05.14: Red City Radio, Perdition - JuZ "Jam"
  • 30.05.14: Rock unter Linden - Schülerwiese
  • 04.07.14: Captain Planet, Matula + TBA - JuZ "Jam"
  • 26.07.14: Redefluss - Poetryslam am Wasser - Püntker's Patt/Meppen